Mai 02, 2016

T+01 Astana, Kasachstan

09:00Uhr morgens, das Hoteltelefon klingelt. „Hello Sir, your Taxi driver is here.” Das kann sich doch jetzt bitte nur um einen Scherz handeln oder? Es wurde mir ausdrücklich in einer E-Mail erklärt, dass der Taxi-Fahrer erst gegen 10:00 Uhr hier sein wird! Also aufgestanden, angezogen und los. Ausgepackt oder ähnliches hatte ich ja sowieso nicht, da ich gestern, wie wir uns zurück erinnern, erst gegen 04:15 Uhr im Bett  und nicht in der Lage irgendetwas zu tun war. Im Taxi saß bereits ein Kollege aus Schweden, den ich gerade zum ersten Mal traf. Vor uns lag also eine 7-stündige Autofahrt weiter Richtung Süd-Westen. Dass ich nach dem Vortag und der etwas kurzen Nacht immer noch tot-müde war versteht sich von selbst, doch im Auto ein wenig zu schlafen war ein Ding der Unmöglichkeit, denn die Straßen Kasachstans sind eine Farce. Der Asphalt auf der Straße, wenn es denn einen gab, war mit Löchern überseht, da Bauarbeiter irgendetwas herausgeschnitten hatten und ausweichen konnte man auch nicht immer, da man entweder Gegenverkehrt hatte oder sich Loch genau in der Mitte der Straße befand. Da lief man schon das eine oder andere Mal der Gefahr aus, sich den Kopf irgendwo im Wagen anzuschlagen. Es ging vorbei an Karaganda, der 4. Größen Stadt Kasachstans immer weiter Richtung Süd-Westen und irgendwann kam man nur mehr einmal pro Stunde an einem kleinen Dorf vorbei, ansonsten war einfach nur Steppe, Steppe und nochmal Steppe. Ein wunderschöner Anblick, allerdings auch mit dem Gedanken verbunden irgendwo im Nirgendwo arbeiten zu müssen.  Als wir dann endlich in unserem Zielort „Terekty“ ankamen, bot sich mir ein Bild des Schreckens. Ein kleines Dort, in der Mitte von Nichts, sozusagen am Ende der Welt. Verfallene Häuser und ein Camp bestehend aus Containern. Noch nicht mal aus dem Auto ausgestiegen wollte ich bereits wieder umkehren, aber es gibt Situationen durch die muss man einfach durch und Das war eine davon. Ich bekam meinen Container bzw. meine Containerhälfte zugewiesen und sofort nach dem ich den Schlüssel bekommen hatte wurde ich gefragt ob ich schon zu Müde zum Arbeiten sei, oder ob ich noch Kraft habe, denn sie würden meine Hilfe dringend benötigen. Natürlich antwortete ich mit „of course we can go to the plant now if you wish“, denn „Nein“ sagen ist in dem Beruf in dem ich Arbeite nicht möglich oder besser gesagt nicht angebracht. Man gab mir also 15 Minuten um mich umzuziehen und wenigstens mein Gepäck in meinen Container zu stellen. Es ist das erste Mal, dass ich in einem Container wohnen muss und es war wirklich ein Schock für mich. Normal gibt es in der Nähe immer ein Hotel und wenn ich in einer Stadt bin kann es auch schon einmal ein Falkensteiner, Hilton oder Hyatt sein aber kein verdammter Container! Nachdem ich umgezogen war stieg ich also in das Auto und man fuhr mich zur Anlage, wo ich Gott sei Dank, einen sehr guten Kollegen von mir traf den ich von meiner letzten Reise nach Serbien sehr gut kannte und der darauf bestand mich anzuheuern. Mit meinen letzten Kraftreserven versuchte ich mir noch irgendwie einen Überblick zu verschaffen aber es war nicht möglich. Ich war eigentlich schon so am Ende, dass es mir schon schwer viel gerade zu gehen. Um 20:30 Uhr verließen wir die Anlage und fuhren direkt zum „Dinner“. Man erklärte mir dass es das einzige Restaurant in der Nähe sei und das glaubte ich ihnen sofort, aber als ich dort ankam war das bei Gott kein Restaurant sondern eher eine Kantine in einer riesigen Halle die nur zu 1/3 mit Tischen eingerichtet war und der Rest war leer. Wie ein Zeltfest, ohne Musik, Dekoration und Besuchern. Ich war aber verwundert, denn es schien als sei das Ganze eine neu aufgebaute Mehrzweckhalle. Und Tatsächlich gibt es in der Halle noch ein Swimming Pool, eine Turnhalle, ein Aquarium und einen Boxring.  Wieso und für wen das alles Gedacht ist kann ich nicht sagen, ich weiß nur dass meine Fima und unser Projekt dort, dem kleinen Ort zu ein wenig „Reichtum“ verholfen hat, wobei sich Reichtum in Österreich bzw. Deutschland anders zu Reichtum in Kasachstan verhält. Ich holte mir von dieser Kantine also etwas zu Essen und es war einfach nur Grauenvoll. Ich versuche jede Küche irgendwie zu respektieren aber es war grauenvoll. Eine Suppe die noch halbwegs essbar war, als Hauptspeise gab es gekochtes Rindfleisch mit Kartoffeln und einer „Sauce“ aus Öl und puren Zwiebeln. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nichts gegessen, das weniger Gewürzt gewesen wäre - es war nämlich gar nicht Gewürzt und schmeckte nach nichts.. Nach dem Essen ging es zurück in meinen Container wo ich Krampfhaft versuchte mich mit ihm anzufreunden, was allerdings scheiterte. Es gibt absolut keinen Platz, das Wasser der Dusche war eiskalt und schon nach einer Minute aufgedrehtem Wasser stand alles unter Wasser. Im Container an sich war es eiskalt und ich drehte die Heizung auf um es irgendwie gemütlich zu haben. Ich legte mich also endlich in mein Bett und hatte einen Moment purer Verzweiflung. Mein Jetlag machte sich bemerkbar, ich war übermüdet, überfordert mit der Umgebung,  mit dem Container, mit dem Essen – die Familie tausende Kilometer weit entfernt genauso wie Freunde und Bekannte. Immerhin war der Wlan-Router genau vor der Tür, der es wenigstens zulässt auf Whatsapp zu schreiben, auch wenn ich an dem Tag schon viel zu müde dafür war. Ein Moment in dem ich kurz zu zweifeln begann.

To be continued..

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