Mai 13, 2016

T+12 Terekty, Kasachstan

Zweiklassengesellschaft!


Terekty, der Ort in dem ich nun schon seit fast 3 Wochen lebe und der geschätzt zwischen 300 und 400 Einwohner zählt, hat eine extrem deutliche Zweiklassegesellschaft. Zum einen gibt es die Farmer und Bauern im Dorf, die ich auf ungefähr die Hälfte der Gesamteinwohneranzahl schätzen würde und zum anderen die Arbeiter der Mine, in der auch ich arbeite, welche die andere Hälfte bilden. Jedoch haben die Arbeiter nicht schon immer hier gelebt, sondern sind erst mit Baubeginn der Mine nach Terekty gezogen. Die Meisten davon, wie z.B. auch Malika, bekannt aus den vorherigen Posts, kommen aus Karaganda. Doch für die Arbeiter der Mine mussten gewisse Anforderungen erfüllt werden. Niemand zieht freiwillig aus der 4. größten Stadt Kasachstans in ein, damals noch 150 Seelen Dörflein wie Terekty. Das bedeutet, dass alle Arbeiter der Mine schon einmal ein viel höheres Einkommen haben als die Ortsansässigen Menschen, welches wiederum auch erklärt wieso Malika und weitere Arbeiter Smartphones etc. besitzen.  Um den Reiz nach Terekty zu kommen zu erhöhen, wurden für die Arbeiter extra Häuser bzw. eine ganze Wohnanlage gebaut, in der unter Anderem auch die Mehrzweckhalle inklusive der Kantine ihren Platz findet. Die Straße dorthin ist asphaltiert, es gibt eine Straßenbeleuchtung und die gesamte Anlage wird rund um die Uhr durch eine eigene Security bewacht. Es wirkt also so, als hätten die Arbeiter der Mine, die eigentlichen Anwohner aus ihrem eigenen Dorf vertrieben obwohl diese noch da sind. Man lebt nicht miteinander sondern voneinander abgeschottet. Es scheint als hätten die Arbeiter auch Angst, von den Bauern ausgeraubt zu werden, wozu würde man sonst eine eigene Security anstellen, die obendrein noch bis auf die Zehennägel bewaffnet ist. Man hat für die Kinder der Arbeiter Spielplätze in der Wohnanlage gebaut, organisiert Veranstaltungen, baute eine Karaoke Bar (welche allerdings noch nicht in Betrieb ist), ein Aquarium, ein Pool, eine Turnhalle und eine Kantine, nur für die Arbeiter und deren Familien. Ich bezweifle stark, dass die eigentlichen Einwohner Zugang zu all diesem Luxus haben. Gott sei Dankt gibt es noch keinen eigenen Shop für die Arbeiter, so können die Einheimischen in ihren kleinen Geschäften noch ein wenig Profit herausschlagen. Um ehrlich zu sein ist es ziemlich hässlich so ein System jeden Tag vor der Türe zu haben. Es ist gleich wie in allen Bergbaudörfern – in kurzer Zeit wird alles für die Arbeiter und deren Familien gebaut und spätestens wenn eine Krise kommt, oder die Mine schließt weil z.B. das abzubauende Material nicht mehr ertragreich genug ist, ziehen die Menschen wieder weg und es entsteht eine neue ,hässliche, verfallene Geisterstadt. Morgen werde ich dann eine kleine Fotostrecke posten, damit ihr euch selbst einen besseren Eindruck von der Situation verschaffen könnt. Ich wünsche euch noch einen schönen Tag,


Glück Auf!

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